Thema "Headshaking"  

Da mein Choco seit einigen Jahren ein sogenannter "Headshaker" ist und sich mittlerweile unheimlich viele Pferdebesitzer damit auseinandersetzen müssen, möchte ich an dieser Stelle zusammenfassen, welche Behandlungen/Therapien ich in den letzten Jahren ausprobiert habe und welche Beobachtungen ich machen konnte.

Mein HSler shaked seit Oktober 2012. Damals habe ich ihn von nachts Boxenhaltung in Offenstallhaltung umgestellt, weil es ihm mit unerklärlichen Lahmheiten immer wieder schlecht ging. (siehe auch Dokumentation über ihn)

Auf der Wiese dort hatten wir leider unendlich viele Zecken, sodass ich über Sommer täglich ca. 30 Viecher von meinem Pferd (besonders um die Nase) abgesammelt habe. (Trotz diverser Mittelchen, die die Viecher abhalten sollten.)

Derzeit wurde über eine Haaranalyse neben Herpes auch Borreliose festgestellt und Anfang 2013 übern einen Urintest KPU und Übersäuerung (bin im Zuge eines Futterseminars drauf gekommen, weil er immer wieder Kotwasser hat(te) und generell in jeglicher Hinsicht überaus empfindlich und anfällig ist).

Die Verkalkung des Nackenbandansatzes, ein Überbein am Zungenbein, sowie vergrößerte Facettengelenke an drei Halswirbelübergängen wurde bereits vor Umstellung in Offenstall auf der Suche nach der Ursache für die Lahmheit per Röntgen diagnostiziert und von einer Therapeutin der Verdacht auf einen alten Schädelbruch geäußert. Das habe ich allerdings nicht mehr röntgen lassen.

Die Chronische Bronchitis liegt seit 2008 vor und war sehr wahrscheinlich eine Folge der Herpesimpfung, die ich in dem damaligen Stall machen musste.

Entwurmt habe ich ihn früher (leider) ca. fünfmal jährlich, weil ich dachte: "mehr wäre besser, als zu wenig", wenn man in Ställen mit wechselndem Bestand steht.
Das habe ich ebenfalls mit der Haltungsänderung dahingehend geändert, dass ich nur noch nach Kotprobe entwurme. Seither war im Schnitt nur eine chemische WK pro Jahr notwendig.

Grundsätzlich ist er ein Typ mit etwas schwierigem Exterieur für das Tragen des Reitergewichtest (Zuchtziel: Hauptsache "springt hoch"), hat eher einen sehr hohen Muskeltonus und ist ruckzuck auf 180.

Also bis dahin genügend Gründe für Headshaking!

Aufgrund seiner jahrelangen Wehwehchen habe ich meine Ausbildung zur Pferdegesundheitstrainerin gemacht und in dem Zuge sehr viele Dinge gelernt, mit denen ich sein Befinden verbessern konnte. Durch die "Rhythmische Gelenksmobilisation und Gleichgewichtstherapie (bzw. Schwingungstherapie)" in Kombination mit Training vom Boden aus (viel Arbeit an der Hand und später Longieren in Anlehnung an "den Longenkurs") war er nach über einem Jahr wieder lahmfrei und nach knapp zwei Jahren war er soweit fit, dass ich ihn wieder 2-3 mal pro Woche reiten konnte.

Parallel habe ich neben der Umstellung auf Heu ad libitum eine 1,5jährige KPU-Therapie über die Fütterung inkl. mehrerer Ausleitungskuren mit Kräutern und Entsäuerungen durchgeführt. 

Aufgrund einer motorischen Störung im mittleren Drittel der Speiseröhre (vermutlich Spätfolge des Versuchs eines TAs, der ihn mit Schlinge um den Hals festgebunden hatte, um zum Spritzen dran zu kommen) hatte ich auf Geheiß der Klinik sein Kraftfutter immer gut angefeuchtet, damit es besser rutscht. -> Resultat: Die Darmwerte haben sich extrem verschlechtert und das Kotwasser war nach wie vor immer wieder da.

Während der ganzen Zeit war das Shaken ein fortwährender Begleiter - ganzjährig und unabhängig vom Licht. Er hat auf alles, was eine Art Berührungsgefühl auslöste, reagiert. - Schnee, Regen, Pollen, Insekten, Wind, starke Sonne (wenn die Haut davon kribbelt)

Im angenehmsten Fall hat er abrupt gestoppt kurz seine Nase am Vorderbein oder auf dem Erdboden gerieben, im schlimmsten Fall in jeder Gangart während des Laufens vorne Richtung Nase getreten oder den Schädel so stark und ruckartig nach oben geschleudert, dass ich auf seinem Rücken regelrecht hoch geflogen bin. Das war weder für seinen Rücken, noch für mich angenehm und ich hatte so einige Male Platznot.

Über Sommer war Longieren wegen dem Shaken nicht mehr möglich, weil es mir einfach zu gefährlich war, nachdem er sich einmal in die Longe eingewickelt hatte.

Beim Springen war ich auch schon runtergefallen, weil er direkt vom Sprung geshaked hat und wir dadurch am Sprung halb hängen geblieben sind. Ausreiten ging nur in Vollverkleidung mit Fliegendecke und Reiten sowieso nur noch mit Netz.

Auf der Koppel trug er über Sommer auch immer ein Nasennetz mit UV-Schutz, zeitweise UV-Maske und eine Fliegendecke, weil er sonst stundenlang vor den Insekten weggaloppiert ist (übrigens häufig ein Zeichen für Übersäuerung, wenn ein Pferd übermäßig von Insekten aufgesucht wird) und ich habe seine Nase zusätzlich mit Sonnenschutz eingerieben, um keinen Sonnenbrand mehr zu riskieren.

Im Sommer 2013 hatte er das erste Mal einen heftigen Sonnenbrand auf der Nase, der das Shaken noch mehr verstärkt hat. 2014 war es nicht ganz so schlimm, aber trotzdem auch vorhanden. Nachdem, was ich bisher weiß, gibt es hinsichtlich Sonnenbrand einen Zusammenhang mit der Leber und u. U. auch mit bestimmtem "photosensiblen" Futter. Daher entgifte ich immer mal wieder kurweise.

2015 war das erste Jahr, in dem mithilfe meiner Schutzmaßnahmen kein Sonnenbrand mehr auftrat. Das Shaken war in dem Sommer etwas milder als mit Sonnenbrand, aber immer noch da.

Außerdem hat er neben der "Schwingungstherapie" regelmäßig Akupunktur und halbjährlich Matrix-Rhythmus-Therapie bekommen.

Bei der Matrix-Behandlung habe ich meine THP gebeten, explizit die Nase damit zu bearbeiten. Da die Schwingungen des Gerätes ja krankhaftes Gewebe wieder in gesunde Frequenz versetzen soll, hatte ich die Hoffnung, dass damit die Zellerinnerung an den Sonnenbrand vielleicht wieder "überspielt" wird.

Spannend war, dass er nach beiden Behandlungen zwei Wochen durchgehend nicht geshaked hat. Weder im Sommer, noch im Winter. Also irgendwas muss sich ja getan haben.

Zwischenzeitlich habe ich eine Blutegelfortbildung gemacht und in 2015 Egel ans Genick angesetzt. Danach war ca. eine Woche lang Ruhe mit dem Shaken und dann ging es wieder weiter, wie vorher. Kein Tag ohne, aber mit schwankender Intensität. Bei intensiver Arbeit unterm Sattel kam es hin und wieder vor, dass er während des Trainings mal nicht geshaked hat.

In 2016 kam ich dann durch die Tipps in der Facebook-Gruppe "Headshaking beim Pferd" auf das Ergänzungsfutter "SuperMag" von Lexa und habe im Juni die Gabe begonnen, und eine Dose durch gefüttert. In der Halle konnte ich während der Gabe komplett ohne Nasennetz reiten und ich konnte sogar trotz fliegender Insekten im Sommer regelmäßig auf dem Außenplatz longieren. Allerdings nur mit Netz. Habe ihn aber sogar zweimal an der Doppellonge gearbeitet. Das war ein überaus freudiges Ereignis für mich!

Im September wurden dann wieder die Zähne gemacht und er bekam seine halbjährliche Influenza-Impfung. Diese hat uns diesmal völlig den Boden unter den Füßen weggerissen! (in den Jahren vorher konnte ich keine derart starke Reaktion auf die Impfung beobachten.) Drei Tage nach der Impfung war er so stark am Shaken, wie zu unseren schlimmsten Zeiten.

Reiten, war ein Jammer für uns beide, Longieren ging gar nicht mehr, beim Freilaufen schlug er alle paar Meter mit den Vorderbeinen Richtung Nase und steigerte sich immer weiter in seinen Wahn. Selbst beim Führen zur Koppel musste ich mich in Acht nehmen, dass ich seinen Schädel nicht abbekomme.

Bin sofort los und habe erneut SuperMag gekauft und diesmal Blutegel direkt im Gesicht angesetzt. Es dauerte ca. drei Wochen, bis ich einen leichten Rückgang des Shakens erkennen konnte.

Da ich im Sommer zu einem Vortrag von Dr. Steingassner bei "Gladiator Plus" war, habe ich auf dessen Empfehlung eine Kur mit Gladiator durchgeführt und während der Gabe eine Verbesserung des Allgemeinzustandes meines Pferdes beobachten können. Das Shaken wurde weniger, war aber noch da. 

Parallel habe ich in der Facebook-Gruppe den Schriftverkehr mit/von dem Tierarzt Markus Scheibenpflug aus der Schweiz verfolgt. Dieser stellt aktuell die These auf, dass die grundlegende Ursache für Headshaking in einer Disfunktion der Rückenmuskulatur - insbesondere des Trapezius - liegt und alle weiteren Faktoren wie Insekten, Sonnenlicht usw. lediglich "Auslöser" sind. Seiner Annahme nach ist daher das Headshaking therapierbar, indem man die gesunde Funktion der Rückenmuskulatur wieder herstellt. Er wählt als Therapiemaßnahme "biomechanisch korrektes Longieren am Gebiss".

Zunächst war ich dieser These gegenüber sehr skeptisch, weil ich in meiner Ausbildung "biomechanisch korrektes Longieren am Kappzaum" gelernt habe und demnach um die Störung des Gebisses hinsichtlich korrkter Stellung und Längsbiegung an der Longe weiß.

Interessehalber habe ich aber meine Anatomiebücher nochmal gewälzt und mich etwas näher mit der "autochthonen Rückenmuskulatur" beschäftigt. Anschließend dachte ich mir, dass ich einfach mal probiere, mein Pferd am Gebiss zu longieren und meinen Fokus auf den besagten Bereich im Rücken zu legen. - Es gab ja nichts zu verlieren, außer dass es nichts ändert.

Da meine Pferde sehr gut über meine Körperhaltung auch vom Boden aus gearbeitet sind, klappte das Longieren am Gebiss ziemlich gut. Es gab kein Ziehen am Gebiss und auch kein Verwerfen. Nur hin und wieder mal ein Shaken und bei windigem Wetter herum Gehopse und los Gerenne. Wenn an solchen Tagen auch keine äußere Begrenzung mehr Halt gab, habe ich die Arbeit abgebrochen, da ich Choco nicht im Maul rucken wollte, wenn er seine "Akrobatik" an den Tag legt.

Generell habe ich versucht, immer weich in Arm und Schultergelenk zu bleiben, sein Maul ganz leicht in meinen Fingern zu fühlen und besonders über meine Körperhaltung mein Pferd in Längsbiegung und Stellung für die Kreisbahn zu bringen und zu halten.

Mir ist relativ schnell aufgefallen, dass er über die Verbindung zum Gebiss viel schneller abkaut, den Unterkiefer und somit auch Unterhals löst, als mit Kappzaum. Ca. vier Wochen habe ich ihn ausschließlich longiert (ca. 3 x pro Woche) und dann einmal geritten. Bis zum Reiten wurde das Shaken fortwährend weniger, sodass ich das SuperMag nach einer halben Dose abgesetzt habe. (die Impfung lag nun ca. 6 Wochen zurück)

Nach dem einen Mal Reiten war alles gleich wieder schlechter und er shakte wieder mehr. Habe mich geärgert und entschieden, weiter vom Boden zu arbeiten. In der Phase fiel mir irgendwann auf, dass sich die Dornfortsätze im Widerrist sichtbar bewegten, während er lief. Im Rücken wurde er zwar immer schon recht locker, aber dass die Dornfortsätze auseinander und zusammen schwingen (ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll) war mir vorher nicht aufgefallen.

Ende November (nach wiederum 4 Wochen) habe ich mich nochmal getraut zu reiten und dabei vermehrt dran gearbeitet, dass er den Unterhals los lässt und sich noch mehr im Widerrist hebt. - Ist ja nicht so, dass ich daran nicht schon seit Jahren arbeite. Aber nun habe ich meinen Fokus noch mehr darauf gelegt und mich bemüht, diese Bewegung in jeder Trainingseinheit zu erreichen. Das Shaken war so weit weg, dass ich problemlos ohne Nasennetz gearbeitet habe und ihn auch bei Regen nicht mehr dabei gesehen habe.

Dann hatten wir aufgrund eines Hufgeschwüres (vermutlich wieder durch die Entgiftung) und anschließend einer Zaunverletzung ca. 3 Wochen Trainingspause.

Anfang Dezember habe ich wieder mit Longieren an der Trense angefangen. Nach einer Woche hat es mich genervt, dass ich keine Handwechsel ohne Umschnallen einarbeiten kann und habe wieder auf Kappzaum OHNE NETZ gewechselt.

Mit dem Ergebnis, dass mein Pferd nun zwei Monate nicht mehr shaked!!! Weder beim Reiten, noch beim Longieren oder Führen. Weder in der Halle, noch draußen. Ich sehe nur manchmal noch, dass er bei Regenwetter seine Nase hinter mir oder meinem zweiten Pferd versteckt, damit er keine Tropfen abbekommt.

Da ich nun gleichzeitig entgiftet und das Training umgestellt habe, kann ich nicht sagen, was genau von letztendlich geholfen hat. Ich würde aber schon sagen, dass die Kombination von beidem in unserem Fall sehr sinnvoll war.

Ich bleibe nun weiterhin beim Longieren am Kappzaum, weil es mir einfach "korrekter" erscheint, als am Gebiss und ich wesentlich flexibler in den Möglichkeiten der Arbeit bin. Außerdem steht für mich auch nach wie vor ein Fragezeichen dahinter, ob ein Pferd, das nicht gelernt hat, sich über Körperarbeit des Menschen an der Longe zu bewegen, sich ebenso leicht und biomechanisch korrekt am Gebiss longieren lässt, wie meins.

ABER: Ich würde durchaus dazu raten, das Training an der Longe mit Gebiss auszuprobieren. Aus den Beobachtungen an meinem Pferd denke ich, das Gebiss animiert besser zum Abkauen, infolge dessen zum Kiefer und Unterhals lösen und hilft daher, den vorderen Bereich der Brustwirbelsäule beweglicher zu machen. (Dies sind nun keine neuen oder besonderen Erkenntnisse, sondern Zusammenhänge, die jedem Reiter bewusste sein sollten. Da es hier aber um die Therapie von Headshaking geht, möchte ich nur noch mal betonen, das explizit darauf geachtet werden muss.)

Manchmal hilft es, zwischendurch Umwege zu gehen, um zum Ziel zu kommen. Und wenn man das Ziel nicht erreicht, kann man immer noch auf den alten Pfad zurückkehren. ☺

Ich hoffe sehr, dass das Shaken weiterhin weg bleibt, bin allerdings auf die nächste Impfung gespannt! 

Selbstverständlich werde ich wieder berichten!

 

(Nähere Informationen zu Markus Scheibenpflug und seiner Forschung bzgl. Headshaking, die auch fortwährend aktualisiert werden, sind auf seiner Webseite equinelibrium.ch/headshaking zu finden. - Vielen Dank für die Erlaubnis der Verlinkung! ☺)