"Herr Rudolpho" (früher "Heia") ist ein 13jähriger Wallach und im Oktober 2015 zu uns gekommen. Da die Kombination mit meinem Choco und meinem ehemaligen Pony haltungsmäßig sowie auch unter sozialem Aspekt nicht mehr optimal war, habe ich mich entschieden, für Blitzi ein neues Zuhause zu finden. Demnach war aber ein neuer Kumpel für Choco nötig, da er selbstverständlich nicht allein sein sollte.

So traf ich bei der Suche auf "Rudi". Der Kauf war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Der zukünftige Partner sollte in erster Linie emotional zu Choco passen. - Bei Rudi hatte ich ein gutes Gefühl und Choco und er passen tatsächlich "wie Ar... auf Eimer" zusammen.

Nach und nach habe ich mir die Zeit genommen, Rudi aus fachlicher Sicht ganz genau zu betrachten und möchte nun hier unseren Werdegang stichpunktartig dokumentieren.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Lernen!

 

Meine ersten Bilder von ihm:

 

Adspektion (optische Beurteilung) 

  • Rudolpho hat ein recht ausgewogenes Exterieur, gute Größenverhältnisse zwischen Vorhand, Mittelhand und Hinterhand

  • quadratisches Bergaufpferd mit gut ausgeprägtem Widerrist, erleichtert das Anheben des Rückens

  • lange, schräge Schulter, die guten Raumgriff der Vorhand ermöglicht

  • gute Winkelung der großen Hinterhandgelenke (erleichtert die Hankenbeugung) abfallende Kruppe, eher tief angesetzter Schweif

  • Vorhand wirkt etwas stramm/angespannt (Vergleich der Beugung in den Fesselgelenken vorne und hinten)

  • regelmäßige Stellung der Gliedmaßen

  • -> das bedeutet,  von den Grundlagen her ist für Rudolpho das Tragen des Reitergewichtes bei entsprechnder Haltung möglich, ohne dass er physisch Schaden nimmt

  • Hufe weisen z. T. Belastungsrisse auf, die Fessel-Huf-Achsen sind unterschiedlich gebrochen, die mediolaterale Balance ist besonders hinten stark verschoben, untergeschobene Trachten und zu lange bis umgeklappte Eckstreben (dadurch ist die Stützfunktion hier nicht mehr gegeben) -> die Hufe spiegeln die Schiefe des Beckens wider

  • da insbesondere HL die ganze Hornkapsel bereits verformt ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Beckenschiefstand mindestens seit 1 Jahr besteht (der Huf wächst ca. innerhalb von 1 Jahr komplett durch, daher ist dieser Zeitraum das Minimun in dem sein Schiefstand besteht, von dem ausgegangen werden muss)

 

auffällig:

  • linkes Auge tränt nahezu täglich (werde ich in nächster Zeit genau beobachten)

  • Axthieb

  • stark ausgeprägte Ellbogenmuskulatur (deutet häufig auf eine eher "ziehende", statt schiebende Vorwärtsbewegung hin)

  • Atrophie im Bereich des Trapezmuskels

  • insgesamt schlecht ausgeprägte Oberlinie

  • starker Beckenschiefstand!!! (Tuber coxae und Tuber sacrale rechts stehen erheblich höher)

  • geweiteter lumbosacraler Spalt (häufige Begleiterscheinung bei Verspannungen im Rücken und in der Hinterhand)

  • sehr schwache Adduktoren (innere Oberschenkelmuskulatur), große Teile der Tragemuskulatur der Hinterhand (Gluteus, Semitendinosus, Semimenbranosus) sind deutlich verspannt (siehe sichtbare "Trennlinie" zwischen den einzelnen Muskelsträngen), Biceps femoris (Oberschenkelbeuger) ist wenig ausgeprägt

  • starke muskuläre Verhärtung im Bereich des rechten Hüftgelenkes, Muskelfaserrisse linke Halsseite Höhe 3. Halswirbel und Höhe 15. Rippe links

  • Rudolpho hat mit all den o. g. Anzeichen eine deutliche Trageerschöpfung!!!

 

Auffälligkeiten in der Bewegung (d. h. locker am Halfter laufen lassen):

  • linke Hand mag er sich auf gebogener Linie weder stellen und biegen, noch den Hals fallen lassen, rechte Hand wiederum ohne Probleme (eindeutiges Anzeichen für Wirbelblockierungen)

  • Vorhand fußt leicht zeheneng und beidseitig in Vorführphase deutlich nach medial geführt

  • Hinterhand fußt leicht zehenweit und bodeneng, HL in der Vorführphase noch mehr nach medial geführt, als HR

  • Fesselgelenke hinten beidseitig durchtrittig

  • HR Schrittlänge kürzer als HL

  • hohle Seite links bzw. Rechtshänder

 

Palpation (Tastbefund)

  • insgesamt ein sehr niedriger Muskeltonus, sehr schwacher Schweiftonus (fühlt sich nahezu spannungslos an)

  • deutliche Verspannungen im gesamten Rückenbereich

  • deutlich überempfindlich im Genickbereich und extrem am linken Ohr

  • Atlaswirbel rechts deutlich tiefer (daher kein Stellen nach links und Hals fallen lassen!!, blockierter Atlas zieht meist auch Kiefergelenksprobleme mit sich)

  • Narbe am Widerrist (weiße Haare, unebene Haut), vermutlich von Satteldruck

  • Narbe cranial am Röhrbein VR

  • leicht hochstehende LWS

  • Blockierung in der BWS auf Höhe des Widerrists

  • Beckenschiefstand rechts deutlich höher und mehr nach vorne (unweigerlich Blockierung im ISG)

 

 

Relativ zeitnah habe ich Rudolphos Zähne von einer Pferdezahnärztin überprüfen lassen, um sicher zu gehen, dass ich von dieser Warte her problemlos mit ihm in die Arbeit gehen kann.

Dabei hat sich herausgestellt, dass Rudolpho ein enormes "Treppengebiss" hat. Das bedeutet, die Zähne weisen die Form von Stufen auf. Ich habe selbst ins Maul gefasst, um mir ein Bild davon zu machen. Entlang der Backenzähne konnte ich eine reine Berg- und Talfahrt fühlen. "Wellengebisse" habe ich bereits mehrfach sehen und erfühlen dürfen, aber die waren gegen diese "Treppen" harmlos. Das bedeutet, dass die Kaumechanik erheblich gestört ist, wodurch fraglich ist, ob das Futter ganz korrekt zerkleinert und eingespeichelt wird. Derartige Störungen ziehen häufig Probleme in den nachfolgenden Verdauungsprozessen nach sich.

Weiterhin erklärt sich mit dem Zustand der Zähne auch, dass Rudolpho sehr sensibel in der Anlehnung ist und Probleme beim Stellen und generell im Genick hat. Solange die Zähne nicht korrekt bearbeitet sind, kann der Unterkiefer nicht richtig gleiten. Das bedeutet fortwährend Störungen hinsichtlich einer reellen Stellung und Biegung durch den gesamten Körper hindurch und bringt immer wieder Verspannungen mit sich.

Die Situation der Zähne ist leider so drastisch, dass eine vollständige Korrektur binnen einer Behandlung nicht möglich ist. Angedacht ist nun, alle sechs Monate die Zähne zu korrigieren. Dann sollte sein Gebiss nach ca. zwei Jahren wieder in Ordnung sein.

 

meine Arbeit mit ihm von Oktober - Dezember:

  • nach dem Umzug die ersten zwei Wochen Ruhe und lediglich Putzen, um ihm Zeit zum eingewöhnen zu geben

  • binde "Energetisches Putzen" und leichte Faszienmassagen ins Putzen ein (Rudolpho ist insgesamt berührungsempfindlich, daher darf ich kaum Druck anwenden und sehr vorsichtig sein)

  • Entstören der Narben am Widerrist und am Röhrbein VR per AMP-Creme

  • beginne mit der Hufkorrektur und werde künftig im Rhythmus von zwei bis drei Wochen daran arbeiten, um eine sachte Umstellung zu erwirken

  • zwei mal pro Woche behandle ich ihn per Schwingungstherapie, um seinen Körper nach und nach aus der manifestierten Schiefe zu lösen - zu Anfang fühlt es sich an, als hätte ich ein Brett in der Hand und als wären sämtliche Gelenke fest wie Stahl, nach vier Schwingungsbehandlungen kann ich endlich auch Schwingungen in seinem Körper fühlen

  • da mir zuhause zwei helfende Hände für die Dornbehandlung fehlen, hole ich mir physiotherapeutische Unterstützung und habe so auch einen zweiten Blick auf's Pferd -> die Blockierungen in der Wirbelsäule sind nun soweit gelöst; der Beckenschiefstand bleibt jedoch sehr hartnäckig bestehen

  • ich schwinge weiterhin zwei mal wöchentlich und binde nun auch Stresspunktmassage besonders für die Hinterhandmuskulatur mit ein

  • zusätzlich kommt die pferdeheilpraxis-scheffler.com/ zu uns und behandelt Rudolpho zunächst per Akupunktur und anschließend mit der Matrix-Rhythmus-Therapie (so werden erst innere/energetische Blockaden gelöst und anschließend von außen die verspannten/verhärteten Gewebebereiche wieder in gesunde Zellbewegung versetzt)

 

bei der Akupunktur...

 

    

  

 

beim "Matrixen" ...

 

  

  • Mitte November beginnen wir mit leichtem Lockerungstraining am Kappzaum zwei bis drei mal pro Woche von ca. 30 min, vorerst nur Schritt und Trab, um möglichst nicht wieder Verspannung aufzubauen (solange die Kraft und Losgelassenheit des Pferdes nicht ausreicht, um ausbalanciert auf dem Kreis zu laufen, ist die Gefahr von Verspannung bei höherem Tempo einfach zu hoch)

 

(hier ist die Halshaltung natürlich auch für die Dehnungshaltung deutlich zu tief, so dass die Gefahr besteht, auf die Vorhand zu fallen; Rudolpho hat derzeit aber noch nicht genug Kraft, um sich mit positiv gespannter Oberlinie korrekt zu tragen; auch ist deutlich zu sehen, dass die Schrittlänge zwischen den Vorderbeinen größer als zwischen den Hinterbeinen ist - wenn das Pferd korrekt ausbalanciert läuft und sich trägt, lässt sich aus den vier Beinen in der geöffneten Trabphase ein "M" bilden, bei dem beide Hälften gleich groß sind.)

 

  • Anfang Dezember nehme ich lösende Übungen an der Hand dazu

 

  • fütterungstechnisch führe ich für sechs Wochen die Basis-Darmsanierung nach Dr. Christina Fritz durch, da Rudolpho vor meiner Zeit Mischfütterung von Heu und Heulage hatte und nach dem Umzug zu fast zwei Wochen Durchfall hatte

  • außerdem sah sein Fell in den ersten Wochen stumpf und etwas aufgebauscht aus (Häufig Anzeichen für Probleme im Stoffwechsel, was aufgrund der Folgen von Heulagefütterung in den meisten Fällen auf der Hand liegt)

  • nach der Darmsanierung bekam sein Körper phytotherapeutisch eine Pause von zehn Tagen, danach folgt die 40-Tage-Ausleitung nach Pernaturam, um seinen Körper zu entgiften

 

meine Arbeit mit ihm von Januar - März:

  • im Januar fallen wir aufgrund der eisigen Bodenverhältnisse alles etwas aus dem Trainingsprogramm heraus

  • somit knüpfe ich an mein Wintertraining mit Handarbeit und Longentraining an und lege Rudi nun hin und wieder zum vorsichtigen wieder dran Gewöhnen das Physiopad auf

 

 

 

  • im Februar traue ich mich das erste mal, auf Rudi aufzusteigen und drehe lediglich ein paar kleine Runden auf dem Platz im Anschluss an die Longenarbeit, damit er nicht wieder in Stress verfällt und Angst vor Rückenschmerzen und ähnlichem bekommt (seine Trageerschöpfung darf absolut nicht unterschätzt werden und es ist definitiv klar, dass er mich nicht lange tragen darf)

 

    

 

meine Arbeit mit ihm von April - Juni:

  • da ich nun mit meinen Pferden wieder in Schleswig-Holstein wohne, nutze ich die Gelegenheit und hole mir für Rudolpho weitere Unterstüzung bei meiner früheren Ausbilderin Anna Renata Schultz

    Rudolpho bei seiner ersten energetischen Behandlung: 

 

  • des weiteren habe ich mich hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten mit Blutegeln wieder mehr informiert und beginne nun konkret die Narbenbehandlung bei ihm
  • Narben sind immer Störfelder!!! - bei Rudi habe ich im Laufe der Zeit immer wieder neue vernarbte Stellen gefunden, die teilweise bis zu einer Handlänge groß sind
  • es ist sehr wahrscheinlich, dass die vielen Narben meine Therapie immer wieder behindern und ihm grundsätzlich auch Probleme beim Bewegen bereiten

 

als erstes nehme ich mir die große Narbe zwischen den Vorderbeinen an der Brust vor, weil diese aufgrund ihrer Lage extrem "stört":

 

Wie ein alter Hase bei seiner ersten Egelsitzung! ☺

          

meine Arbeit mit ihm von Juli - September:

Rudolpho bekommt für seine vielen Narben eine Bioresonanz- und Laserbehandlung von Andrea Adler-Melchers (http://www.shenti-tierakupunktur.de/)

 

 

Sehr spannend finde ich seine Reaktion auf den Laser. Offensichtlich spürt er die Wirkung der Strahlen deutlich, da er während der ganzen Behandlung die Muskulatur anspannt.

 

Bei der Arbeit am Kappzaum wird inzwischen gut sichtbar, wie Rudi sich bemüht, über das Nackenband und die obere Halsmuskulatur den Rumpf anzuheben. ☺

 Auch unterm Sattel geht es langsam voran. Ich arbeite mit ihm daran, eine konstante Anlehnung und immer wieder das Tragen/Heben des Rumpfes über den Hals und ein aktives Hinterbein zu erhalten. Insgesamt ist er schon kräftiger und stabiler geworden. Aber es fehlt noch einiges. Daher halte ich die Einheiten unter meinem Gewicht nach wie vor in moderater zeitlicher Dauer.

Hier würde ich mir noch mehr Dehnung nach vorwärtsabwärts wünschen. Wenn ich bedenke, dass seine selbstgewählte Bewegungshaltung vorwiegend mit "Hirschhals" ist, dann bin ich mit dieser Halsung schon wirklich zufrieden.

 

 Fortsetzung folgt...