"Ganzheitlich" bedeutet für mich stets "das Pferd mit den elementaren Bausteinen seines Lebens im Zusammenhang zu sehen".

Das Pferd und sein Mensch fungieren immer als Einheit. D. h. eine Veränderung im Leben des einen wirkt sich in den meisten Fällen auch auf das Leben des anderen aus.

Ebenso greift z. B. die Fütterung und Haltung in das Training und die Gesundheit des Pferdes ein. Lange Stehzeiten verursachen Stauungen im Stoffwechsel und träge Versorgung des Körperinneren. Unausgewogenes Futter (insbesondere eine Störung in der Mineralstoffversorgung) führt u. a. zu Ungleichgewichten auf biochemischer Ebene. Demzufolge kann häufig die Muskulatur nicht korrekt arbeiten und die Entstehung von Verspannungen und Gewebeschäden ist vorprogrammiert.

Unregelmäßige Zahnpflege beim Pferd führt u. a. zu Beeinträchtigungen im Verdauungsverlauf, da z. B. das Futter nicht korrekt zerkleinert wird. Fehlgärungen im Darm und daraufhin Verschiebungen der Darmflora sind Folgen, die auf Dauer erhebliche Schäden im Körper verursachen. Weiterhin kann es bei nicht korrekter Bearbeitung des Gebisses zu Verspannungen von Kopf bis Schweif sowie zur Entstehung von Blockierungen im Kiefergelenk und in der Folge entlang der Wirbelsäule bis hin zu Beckenschiefständen kommen.

Nicht korrekt gestellt Hufe zwingen das Pferd zu Ausgleichsbewegungen und Anpassung seiner Haltung, um auf den ihm vorgegebenen "Schuhen" laufen zu können. Stimmt die mediolaterale Balance nicht, passen sich in der Folge die Gelenkspalten ab dem Huf aufwärts an diese Schiefe an. Da die distalen Gelenke wie Scharniere funktionieren und nicht für seitliche Kipp- oder Drehbewegungen gebaut sind, geht diese "Anpassung" mit Verschieben der Gelenkspalten einher. Dabei nähern sich oft die knöchernen und knorpeligen Bestandteile einander an und es kommt stellenweise zu Abrieberscheinungen und Materialauf bzw. -abbau. Dies ist oftmals die Grundlage für die Entstehung von Arthrose, Spat oder Schale.

Ein zu enger Sattel klemmt dem Pferd im Schulterbereich und rutscht zudem in den meisten Fällen nach vorn. Um dem Schmerz auszuweichen zieht das Pferd die Schulterblätter nach vorn, der Brustkorb sinkt ab und es hält gleichzeitig die Ellbogen so gut wie möglich weg vom Körper. Diese Pferde entwickeln auf Dauer oft eine zehenenge Stellung der Vorhand und beginnen in der Bewegung u. U. zu "paddeln". Weiterhin bilden sich Muskelatrophien und deutliche Verspannung im Hals- und Rumpfbereich bis hin zu verkürzten Tritten der Hinterhand. Diese Verspannungen können sich außerdem auf die Lungenfunktion auswirken und Erscheinungen wie trockenes leichtes Abhusten beim Antraben verursachen.

Sind solche Situationen zustande gekommen, ist es ratsam, die Behandlungen und Veränderungen zur Besserung sinnvoll aufeinander aufzubauen.

Ich persönlich arbeite intensiv mit der Tierheilpraktikerin Simone Scheffler (http://pferdeheilpraxis-scheffler.com/) zusammen und bitte Sie, nach Möglichkeit Pferde in schweren Stadien vorzubehandeln. Erst, wenn die Meridiane frei sind und der Energiefluss (hierzu zählen auch Blut- und Lymphfluss) im Körper wieder gewährleistet ist, kann jede andere Therapie ihre volle Wirkung entfalten. Ist bspw. der sogenannte "Gürtel zu", werden viele andere Therapien nur halb so gut wirken, wie sie eigentlich könnten.

Ist die innere Grundlage in Ordnung, müssen als nächstes die Ursachen abgestellt werden, die z. B. Schiefstände herbeigeführt haben. Hierbei ist zu berücksichtigen, wie lange die Schiefstände bestehen und wie alt das Pferd ist.

Bei Reha-Pferden, die mir vorstellt werden, behandle ich zunächst über die Schwingungstherapie nach Anna Renata Schultz in Kombination mit Massage und Stresspunktmassage und ggf. in Zusammenarbeit mit einem Osteopathen. Sind die Verspannungen und Blockierungen gelöst, wird ein für das Pferd angemessener Trainingsplan erstellt.

Parallel sehe ich mir die Körperhaltung des Reiters an. Nahezu jeder Mensch und jedes Pferd ist schief. Wenn Pferd und Reiter eine ähnliche Schiefe im Körper haben, trägt dies einerseits dazu bei, dass die Bewegungen von beiden in gewisser Weise harmonisch ablaufen. Auf der anderen Seite potenzieren sich jedoch auch die Schwachstellen, die bei beiden zu Überlastungen im Bewegungsapparat führen können. Daher empfehle ich neben der Behandlung durch einen Osteopathen auch für den Reiter gern Übungen und Handlungen, die im Alltag eingebaut werden können, um die eigene Schiefe zu bearbeiten.

Ziel ist es, Pferd und Reiter von Verspannungen frei zu halten und beide soweit zu schulen und zu stabilisieren, dass sie weitestgehend selbstständig ihre Gesundheit im Training fördern und erhalten können.